Unten.

Hier gibt es den Twitterthread noch mal in strukturierter und damit lesefreundlicher:

Mir wird gerade bewusst warum, und was es bedeutet, dass so 1 Erbschaft - im Gegensatz zu zB Kindergeld oder geringfühig bezahlter Beschäftigung - während Bezug von ALG II nicht angerechnet wird. Ich war nicht immer #unten, familiäre Herkunft eher konservativlinksgrüne Mittelschicht, zu viele Kinder für das Einkommen meiner Eltern, aber immer Unterstützung aus der Verwandtschaft, wenn's mal hakt.

Aber ich bin da immer durch alle Raster gefallen, von Anfang an. Mein Pech war natürlich, dass es manches, was heutzutage schon im Kindergarten oder Schulalter diagnostiziert worden wäre, damals noch zu unbekannt war oder nur bei Kindern, die männlichem Geschlecht zugewiesen wurden, in Betracht gezogen wurde. 

Ich mag gar nicht so sehr ins Detail gehen, weil Diagnostik zum einen noch nicht durch ist, aber im Kontext muss es hier doch erwähnt werden - aber Anfang zwanzig war ich #unten - alleinzerziehend mit Kleinkind, Kitaplatz bekommen, wollte Abitur nachholen, Englisch und Physik LK, bin bis 12. 1. gekommen, Mathenachprüfung mündlich bestanden :) aber ich musste abbrechen, weil Elterngeld auslief, Schülerbafög zu gering und lgeichzeitg wurde Miete und Nebenkosten erhöht. 

Das Weiterbildungskolleg war Vollzeit und mein Kind gerade zweieinhalb Jahre alt - keine Chance, da nochn Nebenjob zusätzlich zu machen. Das war einer der schlimmsten Momente meines Lebens. Nur wegen dem elendigen Geld... ich hatte zuvor so viele schlimme Zeiten durchstanden, nur um DARAN zu scheitern. D:

Aber das war noch gar nichts, denn danach hatte ich das "Vergnügen" mit diversen  JobCentern. Eine Sinnvolle Ausbildung, vielleicht eine schulische mit angebundenem Fachabitur wäre super gewesen zu der Zeit. Aber Pustekuchen. Sinnlose Maßnahmen und noch sinnbefreitere geringfügige Beschäftigungen innerhalb der folgenden 12 Jahre - wobei das Frühstücksbuffet im Hotel noch der angenehmste Job von allen war, leider aber mies bezahlt und noch mieser strukturiert (200-400€ Monat, keinen wirklichen Plan, nur die nächste Woche, auf Abruf etc)

Auch die Ausbildung danach, zur Erzieherin, hab ich eigenständig begonnen. Leider auch schlecht informiert, ich hätte niemals Meisterbafög beantragen dürfen, ich hätte eine Umschulung bekommen müssen, dadurch habe ich viele tausen € unnötige Schulden mehr. Ähnlich Krankenkasse.

Diese unfassbar beschissene Gesetzesänderung, wo Menschen, die zwischenzeitlich ohne Krankenversicherung waren, bei Neuabschluss ALLES nachzahlen müssen, ich begann zu arbeiten in 2011 und bekam einen Brief, ich solle doch mal eben knapp 7000€ an die Barmer GEK nachzahlen. WAS?

Ich erspare euch die Details aus den folgenden Jahren bis zu diesem... es wurde nicht wirklich viel besser, was ich auch tat, überall Barrieren, ich bin aber weder faul noch dumm (wörtliches Zitat eines Sachbearbeiters, nachdem er 2 Minuten auf meinen Lebenslauf geblickt hatte).

Seit 2016 war da schon der Wunsch, freiberuflich zu arbeiten, leider hat es aus diversen Gründen nicht geklappt. Mittlerweile sieht es anders aus. Ich kann im laufenden Bezug nicht sanktioniert werden, hinzu kommt eine kleine Erbschaft, die nicht angerechnet werden darf.

Es ist kein BGE, aber für mich eine Basis, um wirklich anfangen zu können. Auch dass sich meine psychische Verfassung grundlegend stark verbessert hat. Aber dorthin zu gelangen, war gar nicht leicht. Es hätte niemals so schwer sein müssen, zu keinem Zeitpunkt.

Aber ich bin durch diese Hölle gegangen. Das Schlimmste daran, ich hab sie 2002 selbst gewählt.

Dieser Seeheimer Kreis wäre, ohne anderweitige Unterstützung, die ich erhielt, zu Mördern an mir geworden.

Dass es jetzt einen Weg daraus gibt, ist aber nur äußeren Umständen geschuldet. Durch die Pandemie hat sich für einige der Fokus mehr aufs Digitale verschoben. Das war/ist hilfreich für mich.

Und durch die Erbschaft kann ich mir paar Dinge kaufen, die sonst unerschwinglich für mich gewesen wären, die aber entscheidende Barrieren abbauen helfen werden. 

Aber... Menschen sollten nicht ausgebremst werden, weil sie kein Geld und nicht die notwendigen Kontakte haben.

Es ist folgerichtig, denn etwas erben bedeutet, Mitte, nicht #unten. Die unten sind nämlich bis heute nichts anderes als dazu da, die Kohle fürs Kapital ranzuschaffen...  "und wenn sie dabei verheizt werden, was soll's, die machen ja eh so viele Kinder?" (Zynismus)
Das ist nicht alleinige Schuld von SPD o. Grünen. Sie sind Teil einer ableistischen, rassistischen, sexistischen, lebensfeindlichen Gesellschaft, die die Perspektiven von Menschen, die nicht Schema F entsprechen, mutwillig & ohne Not zerstört. Für den Profit weniger Vermögender.

Und dies war bloß ein Bruchteil dessen, was mit der SPD, aber auch allen anderen Privilegieninhabenden nicht in Ordnung ist. Es gibt viele Marginalisierungsformen in Kaltland. Und zu viele unbehelligte Nazis. Und keine Gerechtigkeit.